Das Leben in Venedig unterscheidet sich gravierend von jenem an anderen Orten auf der Welt. Man lebt in dieser fantastischen Stadt, inmitten des Meeres, wie in einem großen Kunstwerk. Im Sekundentakt prasseln Eindrücke ein, die einen wie berauscht durch die Gassen streifen lassen.
Die Fotoreportage "La Serenissima" des Hamburger Fotografen Roman Henze zeigt nicht nur die hinreißende Schönheit Venedigs, sondern auch ihren Alltag, der abseits der ausgetretenen Touristenpfade in einem lebenswerten Mikrokosmos stattfindet.
In Venedig wird alles zu Fuß erledigt, daher ist das Leben dort anstrengender und kräftezehrender als andernorts. Der Einkauf vom Rialtomarkt muss genauso über die zahlreichen Brücken nach Hause getragen werden, wie Pakete oder Baumaterialien. Egal ob wohlhabend oder arm, jung oder alt: Alle gehen die gleichen Wege. Und auf diesen Wegen trifft man sich immer wieder. Es gibt keinen Moment, in dem man nicht den Nachbarn, den Schulfreund oder den Geschäftspartner in der Calle trifft. Man bleibt stehen und kommt in Gespräch – ein Grund dafür, dass Venedig eine sehr kommunikative Stadt ist. Kaum ein anderer Ort macht es einem so einfach, als Teil der Gemeinschaft angenommen zu werden, wenn man es mit Venedig erst meint.
La Serenissima ist der Name der Venezianischen Republik. Vom lateinischen „serenus“ abgeleitet, bedeutet dies „heiter, ruhig, gelassen“. Welcher Name könnte diese Stadt besser beschreiben! In diesem Namen steckt “Entschleunigung” pur. Muss man in modernen Städten wie Hamburg große Kräfte aufbringen, um zu entschleunigen, ist dies in Venedig Teil des Lebenskonzeptes - es geht gar nicht anders. Und wer es anders versucht, wird schon nach kürzester Zeit aufgeben und sich dem ruhigen, seit Jahrhunderten immergleichen, ruhigen Puls der Stadt anpassen. Ist dies mit einem als Gast in der Stadt geschehen, hat Venedig einen gepackt und wird einen nie mehr loslassen.
