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MUT von Anna C. Becker

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Ausstellung in der Schaalsee Galerie

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Am 24. November 2018 öffnet die SchaalseeGalerie in Dargow ihre Pforten für die Ausstellung der Hamburger Künstlerin Anna C. Becker, ihres Zeichens einst gefeierte Graphikerin und Gestalterin, nunmehr mit freien Arbeiten - Collagen und Objekten- allesamt überschrieben mit dem herausfordernden Titel

MUT

Mut brauchte die Künstlerin zur Wieder-Aufnahme ihrer kreativen Tätigkeit nach dem herben Verlust ihrer Sprache und der Beweglichkeit ihres Körpers und Gliedmaßen nach einem schweren Schlaganfall, der mit einem Schlag nicht nur ihre berufliche Karriere vorzeitig beendete, sondern auch die Fähigkeit zu uneingeschränkter Kommunikation und Weiterentwicklung ihrer Kreativität und künstlerischem Ausdruck.

"Sprachverlust, das ist nicht weniger als Weltverlust." schrieb Siegfried Lenz in seinem Roman DER VERLUST, dessen Protagonist ebenfalls an Aphasie leidet und sich auf die Suche nach den verlorenen Wörtern begibt, die zwar in seinen Gedanken leben, aber den Weg zum Mund nicht finden. Bei Anna S. Becker kommt die halbseitige Lähmung erschwerend hinzu, die ihr Gehen, aber auch den Gebrauch von Pinsel, Stift und den üblichen Malutensilien so ungeheuer beeinträchtigen, ja partiell unmöglich machen.

MUT

braucht es allerdings reichlich, sich von diesem schweren Schicksalsschlag nicht niederschlagen zu lassen, dem Drang nach Ausdruck, Leben schlechthin weiter zu folgen, auch und gerade dann, wenn die Physis es einem so schwer macht, aber der Geist doch nach wie vor so rege ist.

Anna C. Becker hat wieder Mut gefasst: die sprachliche Unzulänglichkeit durch eine ihr mögliche Ausdrucksform zu kompensieren, in der dem Betrachter ihre Erlebniswelt - die Erlebniswelt eines schockhaft aus dem normalen Lebenszusammenhang gerissenen Menschen - bildhaft mitzuteilen und diese verständlich zu machen mit den wenigen ihr zur Verfügung stehenden künstlerischen Mitteln: das sind ihre wunderschönen Collagen, Assemblagen von vorgefundenen Objekten. Thematisch kreist ihr Schaffen um das erlittene Schicksal: Schlaganfall; die Außerdienststellung einzelner Partien ihres Gehirns und die Einschränkungen ihrer Beweglichkeit.
Es gelingt ihr in dieser Auseinandersetzung Erstaunliches: die Entwicklung einer Formensprache, die ihresgleichen sucht in der Auswahl und Präsentationsform ihrer Gegenstände vor Allem aber auch die teilweise Verlagerung früherer Fähigkeiten der rechten Hand auf die linke, die ihr Gestaltung überhaupt erst wieder ermöglicht!

Dabei greift sie auf Kombinationen von objets trouvés (gefundene Gegenstände) und Textpartikel, die, unter Glasglocken gestellt, eine eigentümliche Wertigkeit belegen, die wir aus der Präsentation von naturwissenschaftlichen Volieren kennen.
Da treffen an das Gehirn gemahnende Walnusshälften auf dekupierte malende-Hand-grafiken, paaren sich mit lädierten Puppen und äußern so nonverbal eine Sprache des Leidens, die den Vergleich mit so namhaften Vorbildern wie Frida Kahlo oder Hannah Höch - erstere wie sie Opfer eines tragischen unverschuldeten Unfalls - nicht zu scheuen brauchen. Wie die Arbeiten dieser scheuen sich Annas Arbeiten nicht vor surrealen und rätselhaften Querverweisen, die ihrer Erinnerung, ihrer Befindlichkeit und gegenwärtigen Erlebniswelt entstammen, wobei die darüber gestülpten Glasglocken die jeweiligen kleinen zerbrechlichen Kosmoi schützend umspannen und zum zentralen Markenzeichen ihrer Kunst werden.

Anna C. Becker's ästhetische Möglichkeiten wuchsen mit dem Mut zur intensiven Auseinandersetzung mit ihrem Schlaganfall und kreierten so einen Kosmos gestalterischer Möglichkeiten, die dem Betrachter einen tiefen Einblick in die Beschädigungen der Erfahrungswelt einer Schlaganfallpatientin zulassen, zugleich aber auch den Horizont der Chancen beschreiben, den die aktive Auseinander- setzung mit der Krankheit eröffnet: Überwindung der Sprachlosigkeit und Eliminierung des durch die Krankheit verhängten Schweigens mit den Mitteln der bildenden Kunst. Das Annas Arbeiten über bloße Selbsttherapie weit hinausgehen, mag allein schon die Vielzahl und Diversität der von ihr geschaffenen Objekte belegen. Vor Allem belegen sie eines:

Die Ausstellung ist samstags und sonntags geöffnet jeweils von 14:00 - 17:00h und nach Vereinbarung.

SchaalseeGalerie Hauptstr. 44 23883 Dargow Tel: 04545-2899941
Email: backyardgallery@arcor.de

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Veranstaltungsort

Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL
Schaalsee Galerie
Hauptstraße 44
23883 Salem - Dargow
Deutschland
Termine: Schaalsee Galerie, Salem

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