Fotoausstellung mit sieben Bildserien von acht Fotograf:innen im Kulturhaus Mestlin
Unter dem Titel „achtung“ ist herausragende Fotografie von Harald Bickel, Jörg Gläscher, Frank Herfort, Frauke Huber & Uwe H. Martin, Heidi & Hans-Jürgen Koch und Gerhard Stromberg im Kulturhaus Mestlin zu sehen. Die sieben Bildserien haben zwar ganz unterschiedliche fotografische Themen, grundsätzlich geht es aber um aufmerksames Beobachten von Entwicklungen. Gemeint ist aber auch die Achtung vor anderen Kulturen und der Natur.
Große Aufmerksamkeit ist zum Beispiel im Umgang mit bestimmten Pflanzen angebracht. In wunderbar ästhetischen Bildern haben Heidi und Hans-Jürgen Koch giftige Gewächse in Szene gesetzt, die oftmals sehr anmutig und harmlos wirken. Das Fotograf:innen-Paar wurden mehrfach geehrt, unter anderem mit der wichtigsten Auszeichnung für Fotografie in Deutschland, dem Dr.-Erich-Salomon- Preis.
Ein derzeit aktuelles gesellschaftliches Thema – das Verhältnis der Bundesbürger zu „ihrem“ Staat – hat der Fotograf Jörg Gläscher aufgegriffen. In seiner, auch als Buch erschienenen Bildserie „Eid / The Oath“ stellt er dieses Verhältnis gleich international und in einer bemerkenswerten inhaltlichen Bandbreite dar. Amtsträger, Sicherheitsleute, Verwaltungsbeamte wurden bisher wohl kaum so spannend beobachtet.
Die Show von Frauke Huber und Uwe H. Martin ist ein multimediales Ereignis. Große Leinwände und fünf Monitorplätze bilden eine umfangreiche Mehr-Kanal-Videoinstallation. Fotos, Interviews und bewegte Filmbilder zeigen den Westen der USA im Kampf gegen die Dürre. Ein Erzählstrang folgt dem Lauf des Colorado River. In dieser Region wird – vor allem für aufwändige Landwirtschaft - mehr Wasser benötigt, als die Natur zur Verfügung hat. „Dry West“ heißt daher dieses Langzeitprojekt. Ein weiteres Landwirtschaftsthema Fotograf:innen-Paares vergleicht zwei Familienbetriebe – einen ökologischen Bauernhof aus Mecklenburg-Vorpommern und einen hoch technisierten Großbetrieb in Iowa (USA).
Zu viel Wasser war Thema von Harald Bickel. Der Fotograf lebt auf der Nordseeinsel Föhr und hat mit Hilfe von Bildmontagen eindrucksvolle Illusionen geschaffen, wie seine Heimatinsel in Zukunft aussehen könnte. Der steigende Meeresspiegel schwappt in diesen Simulationen in eine versunkene Kirche und belässt eine andere mitten im Watt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist ein seltsam pompöser Baustil entstanden. Der Fotograf Frank Herfort reiste durch Russland, Kasachstan, Aserbaidschan, die Ukraine und Weißrussland um diese monumentale Protzarchitektur abzulichten. Sauber komponierte Fotos, die in das überdimensionierte DDR-Kulturhaus idealtypisch passen.
Das Gegenteil, nämlich ein zauberhaftes Wunderland, zeigen die Fotos von Gerhard Stromberg. Der Fotograf hat in Indien, das er als Sehnsuchtsziel bezeichnet, das tägliche Leben eingefangen. Wer seine, mit aufwändiger Technik aufgenommenen, Großformate betrachtet, kann dank Detailreichtum gleichsam in die Bilder hineinschlüpfen.