Startseite » Veranstaltungen » Ausstellung / Museen

Arp-Schnitger im Alten Land

Kategorie: Ausstellung / Museen

Nächster Termin:

Nächster Termin
No Votes
Bewertung:
Event Foto

Arp Schnitger baute, verkaufte und exportierte seine Orgeln in viele Regionen Norddeutschlands, aber auch in europäische Länder, wie z.B. die Niederlande, England, Spanien, Portugal und Russland, eines seiner Instrumente ging sogar über Portugal nach Brasilien.

Die Hauptschaffensjahre Schnitgers liegen zwischen 1680 und 1710, in denen er über 100 Orgeln reparierte, umbaute oder neu errichtete. Am Ende des 17. Jahrhunderts Orgeln an Orten zu errichten, die teilweise mehrere hundert Kilometer entfernt waren von seiner Werkstatt in Hamburg, ist für uns heute nur schwer vorstellbar. Allein die Planung, Logistik und der Transport eines sich über mehrere Monate, wenn nicht sogar über mehrere Jahre hinziehenden Orgelbauprozesses ist aus heutiger Sicht eine Meisterleistung. Möglich war dieses alles nur unter der Voraussetzung, dass es sich bei Schnitger um einen präzise planenden, weitsichtigen und geschäftstüchtigen Handwerker und Orgelbauer handelte.

Die geografische Lage seiner Werkstätten in den Hafenstädten Stade und Hamburg war gerade aus verkehrstechnischer Sicht ein besonders wichtiger Faktor und für die damalige Zeit wohl eine wichtige Grundvoraussetzung. Für den florierenden Orgelbau mussten einerseits die für den Bau benötigten Materialien, Zinn wie Holz etc., andererseits aber auch die gefertigten Orgelteile in die Regionen bzw. in die Nachbarländer transportiert werden. Es gab in der damaligen Zeit keine ausgebauten Straßen, Wege und geeigneten Fahrzeuge, sodass nur der Transport per Schiff über den Wasserweg zuverlässig funktionierte. Für den Orgelbau inWeener ist nachweisbar, dass die Pfeifen in Neuenfelde hergestellt und dann wahrscheinlich mit einem Schiff über die Elbe, die Nordsee und die Ems nach Weener transportiert wurden.

Bei einem umfangreichen Orgelumbau oder -neubau brauchte er dafür viele Mitarbeiter und Gesellen (mit Namen genannt sind über 50 Gesellen). Er verstand es außerdem die Gesellen in die Orgelbaukunst einzuführen und so gut auszubilden, dass die Erfahrensten unter ihnen mit einer eigenständigen Bauleitung beauftragt werden konnten.

Insgesamt 12 seiner Orgeln errichtete er allein in den Niederlanden, die meisten in der Provinz Groningen, aber auch in den Provinzen Friesland und Gelderland. Hinzu kamen gerade hier auch einige Kooperationen mit vor Ort ansässigen Handwerkern, die entsprechende Tischlerarbeiten für die Prospekte fertigten. In Groningen war dies z.B. der Tischler und spätere Stadtbaumeister Allert Meijer, der die Gehäuse, Prospekte und Orgelverzierungen in den Groninger Kirchen anfertigte. Eigene ausgebildete Gesellen übernahmen z.B. auch in Portugal den Aufbau.

Man kann – wie Björn Vasel im Altländer Tageblatt trefflich formulierte – hier Ende des 17. Jahrhunderts bei Schnitgers Werkstatt schon von einer Art Orgelmanufaktur sprechen. Er hat es verstanden, ein gut organisiertes Netzwerk aufzubauen.

Neben diesen wichtigen Faktoren für einen so großen Wirkungskreis gehörte aber vor allem auch das geschickte Verhandeln mit den Entscheidungsträgern (Obrigkeit, Fürsten etc.) über entsprechende Privilegien und Freibriefe für den Orgelbau. Oft musste er dafür einerseits Belege für seine qualitativ hochwertige Arbeit erbringen, andererseits aber auch finanziell günstige Angebote unterbreiten oder aber in Eigenleistung Orgeln für den halben Preis reparieren, um die entsprechenden Privilegien auch zu erhalten.

Arp Schnitger gelang es, durch eine möglichst einfache aber moderne Bauweise, verbunden mit hoher Material- und Klangqualität sowie künstlerisch gestalteten Prospekten, eine hervorragende Verbindung und Übereinstimmung von innerem und äußerem Orgelaufbau herzustellen.

Die Arp-Schnitger-Orgeln sind bis in die Gegenwart in vielen Ländern Europas als ein außergewöhnliches und einzigartiges Instrument anerkannt. Diese Orgeln sollten weiterhin als einzigartiges Kulturgut erhalten werden.

Text: Harm Paul Schorpp

Termine

Veranstaltungsort

Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL