Ursina Tossi: Blue Moon
Die Werwölfin ist weder Mensch noch Tier. Sie ist Phantasma. Sie lebt. Sie hat animalische Kraft, ihr Körper macht strukturelle Gewalt sichtbar – und kehrt sie um. Sie rebelliert, sie frisst, sie ist völlig frei. Sie bedroht die Gemeinschaft. Sie ist Feindin. Sie verführt. Sie jagt. Ihr Körper ist eine Waffe. Durch die Möglichkeit der Verwandlung entzieht sie sich dem Einfluss kontrollierender, aber auch gemeinschaftlicher Instanzen. Ihr Körper verwandelt alles um sie in Wildnis: Überall um sie herum beginnt es zu wuchern, zu wachsen, auszu- ufern. Alles wird unheimlich und Finsternis breitet sich aus. BLUE MOON spielt mit der Figur der Werwölfin und ihren popkulturellen Bedeutungen aus Horror, Fantasy und Science Fiction Genres. Ursina Tossi, die sich spätestens mit BARE BODIES im vergangenen Jahr zu einer der wichtigsten Tanzschaffenden der Stadt choreografierte, interessiert sich für die Wandlungsfähigkeit dieses posthumanen Menschen-Tiers, das nach eigenen Regeln lebt. Sie deklariert die Bühne zum wilden Biotop, in dem plötzlich andere, zukünftige Körper auftauchen. Es entsteht ein Fest, das die Überwindung zerstörerischer Körperkultur und Körperbilder zelebriert.