GHOST OF SHOWA
AUSTRALIEN / HONGKONG // Performance
Der in Hongkong lebende Künstler Royce Ng präsentiert bei Theater der Welt 2017 seine erste abendfüllende Bühnenproduktion. In dieser Arbeit, die Performance und Videokunst vereint, setzt er sich mit dem Vermächtnis des japanischen Kolonialherren Nobusuke Kishi auseinander. Vor seiner Zeit als Premierminister setzte Kishi in den Dreißigerjahren in der japanischen Kolonie Mandschukuo im Nordosten Chinas mit drastischen Mitteln die Planwirtschaft durch. Kishis autoritäres Vorgehen wird immer wieder als ein Grund für den gegenwärtigen Wohlstand in Ostasien ausgelegt. Dieser Sichtweise stellt Royce Ng ein völlig anderes Narrativ gegenüber: die Geschichten der chinesischen und koreanischen Bürger, die die Last der kolonialen Wirtschaftspolitik Japans zu tragen hatten. Kombiniert spinnen die Erzählstränge das Porträt eines Kolonialstaates – aus Sicht des Unterdrückers sowie der Unterdrückten. GHOST OF SHOWA ist jedoch alles andere als eine theoretische Geschichtsabhandlung. Poppig-futuristisch verbindet Royce Ng in Zusammenarbeit mit der japanisch-koreanischen Tänzerin Yangjah Shin den japanischen Avantgarde-Tanzstil Butoh, der als eine Reaktion auf eben jene Phase rasanter Modernisierung entstand, mit beeindruckenden 3D-Videoanimationen,die geprägt sind von der Ästhetik erotisch-grotesker Holzschnitte der 1920er Jahre und zeitgenössischen Porno-Mangas. Eine vielschichtige Neuerzählung der ostasiatischen Wirtschaftspolitik des 20. Jahrhunderts als moderne Horror-Story!
