Blues der Großstadt / Çidem Aslan
Mit virtuoser Leichtigkeit bringt die alevitisch-kurdische Sängerin Çidem Aslan den Rembetiko in ihrer Wahlheimat London zu neuer Blüte. Ihr schwebender, leidenschaftlicher Gesang hält die Hoffnung auf ein freudiges und friedliches Miteinander der Kulturen wach.
»Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust.« Diesem berühmten Stoßseufzer aus Goethes »Faust« könnten sich auch viele heutige Musiker anschließen, die sich zwischen (mindestens) zwei Kulturen hin- und hergerissen fühlen. Denn einerseits bewegen sie sich in den traditionellen Stilen ihrer musikalischen Vorfahren – sei es der oft als »Blues Algeriens« bezeichnete Raï, der melancholische finnische Tango, der schwermütige Rembetiko der aus Kleinasien vertriebenen Griechen oder der Klezmer, der die untergegangene Welt jüdischer Schtetl besingt.
Andererseits aber leben diese Musiker nun einmal in der Gegenwart, in modernen Metropolen wie London, Paris oder Berlin, wo sie aktuelle Strömungen aufsaugen und in die alten Genres integrieren. So entsteht hier wie dort ein neuer Blues der Großstadt – mit einem Bein in der Vergangenheit und einem in der Zukunft.