Startseite » Veranstaltungen » Ausstellung / Museen

Ausstellung "László von Dohnányi - Akzeptanzlücke"

Kategorie: Ausstellung / Museen

Nächster Termin:

Nächster Termin
No Votes
Bewertung:
Event Foto

Mit Akzeptanzlücke wird in der Robotik der Moment beschrieben, in dem die positive Bewertung der Ähnlichkeit zwischen Mensch und Roboter umschlägt in Ablehnung. Die nun erreichte Annäherung von Mensch und menschlicher Imitation wird als höchst unheimlich empfunden. Nach der Überwindung dieses Uncanny Valley erreicht die Akzeptanz theoretisch ihren Gipfel, wenn sich der Anthropomorphismus zur Ununterscheidbarkeit gesteigert hat. Da dieser Punkt praktisch bisher nicht erreicht werden konnte, spielt die Akzeptanzlücke heute eine große strategische Rolle für die Gestaltung von Androiden und Avataren.

Mensch und Maschine haben sich von jeher wechselseitig in Funktion und Gestalt beeinflusst. Technische Verfahren verändern mit ihren Körperbildern zugleich die Wahrnehmung des genuinen menschlichen Körpers. In den großformatigen Bildern der ersten Soloausstellung von László von Dohnányi sind in Lebensgröße menschliche Körper in abstrakten Räumen dargestellt. So wie deren einfache Axialität an auf dreidimensionalen Koordinatensystemen basierende Raumentwürfe früher Computer-Animationen erinnert, erscheinen auch die menschlichen Körper in technischer Übersetzung. Weder in ihrer Form noch in ihrer Hülle abgeschlossen, zeigen sich die Körper in Mutationen und Fragmenten in Querschnitt und Durchsicht technischer Verfahren wie MRT, CTG und Röntgen. Die transparenten Körpercollagen von Gehirnen, Adern und Knochen beruhen auf Schablonen, die mithilfe des Computers entworfen und geschnitten schließlich in verschiedenen sich durchdringenden Ebenen durch Linoldruckfarbe ausgefüllt werden.

In den schwarz-weißen Zeichnungen ist die mediale Vermitteltheit des Anblicks noch herausgestellt, indem die Horizontallinien im Zusammenspiel mit der Frottage technische Bildstörungen suggerieren. Demgegenüber entsprechen die kräftigen Farben der Malereien eher dem direkten Anblick von sezierten Körpern und anatomischen Schautafeln. Tatsächlich skizzierte der Künstler während seines Kunststudiums in Oxford vor menschlichen Leichen und Leichenteilen im medizinischen Institut. Seine Körperkompositionen sind inspiriert von religiösen Bildwerken alter Meister. Sie entstammen also einer Zeit, in welcher der Blick unter die Haut nur mit dem Skalpell möglich war. Derart isoliert von ihrem ursprünglichen Bildzusammenhang, scheinen die Körper – zum Beispiel der von Jesus im Moment seiner Grablegung – oftmals zu schweben oder zu tanzen. Befinden sie sich zudem in transparenten Objekten wird das Observierende derartiger Körperschau deutlich. Körper werden in Formaldehyd gefüllten Gläsern aufbewahrt, werden an Flughäfen in Kabinen zu einem gewissen Grad durchleuchtet. Dass die visuelle Überwachung nicht an den Außengrenzen halt machen könnte, zeichnet sich heute bedrohlich ab. Es ist als faszinierendes Schreckensszenario bereits in den 1920er Jahren zu finden, als das Transparenzwerden von Körpern und Architektur gleichermaßen akut wurde. Ein Jahr bevor der Gläserne Mensch im Dresdner Hygienemuseum ausgestellt wurde, schrieb 1929 der Hamburger Schriftsteller Hans Henny Jahnn: „Niemand wusste vom anderen. Wenn es ein Glas gäbe, vor die Augen gehalten durchschaut man so tief man will. Die Kleider ab. Die Haut ab. Die Muskeln ab. Die Knochen bleiben. Oder das Herz. Die Seele. Dies Etwas, das ungeschminkt, nicht lügt.“

Cora Waschke

Termine

Veranstaltungsort

Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL
Galerie Kai Erdmann
Klosterwall 4
20095 Hamburg - City
Deutschland
Termine: Galerie Kai Erdmann, Hamburg

Auf OpenStreetMap Anzeigen

Familie / Kind

Event Foto

TOLK-SCHAU Familien-Freizeitpark

Fahr- und Spielspaß für die ganz Kleinen, für Große und ganz Große. Entspannung pur und jede Menge Abwechslung für einen erlebnisreichen Tag. Überall im Park ...
Apr.
27
2024