2. Philharmonisches Konzert
Eine Vaterfigur war er – dieser Charles Ives. Er war der Begründer einer eigenständigen amerikanischen Musikkultur und ist hierzulande noch bei weitem nicht ausreichend anerkannt. Sein großes Oeuvre entstand gleichsam als Nebenbeschäftigung: Ives war nämlich trotz seines Musikstudiums Versicherungsmakler, und erfolgreich noch dazu. Ives ist ein Sonderfall, und man wundert sich, was man alles in seinen Werken hört. Er nimmt in seiner Musik vieles von dem vorweg, was man in Europa erst nach dem 2. Weltkrieg entdeckt hat. Vor allem das Collagenhafte, die Mischungen, Überlagerungen und Konfrontationen von seriösen Ausdruckshaltungen und Populärem, die Polyphonie der Stimmungen und Haltungen haben in seinen Partituren zu geradezu theatralischen Szenarien geführt. In der Pluralität der musikalischen Ereignisse, ähnlich der Vielfalt und bunten Gleichzeitigkeit im Lebensgeschehen, spiegelt sich der amerikanische Transzendentalismus. Dieser hat den Komponisten sehr stark beeinflusst und geprägt; und er ist es, der den utopischen Charakter seiner Musik ausmacht.